Dienstag, 13. November 2007

Tarzan, Jane und wir 2

Letztes Wochenende entschieden wir uns kurzfristig für einen Ausflug in den Jungle. Und wenn ich Jungle sage, dann meine ich auch tiefsten südamerikanischen Jungle.

Laut Lonely Planet ist Iquitos die grösste Stadt der Welt, die nicht über eine Strasse erreichbar, sondern nur auf dem Luftweg und durch Flüsse mit dem Rest der Welt verbunden ist. Freundlich, laut, spritzig und wild sollte es dort sein. Na nichts wie hin!

Wir waren sehr zeitig aufgebrochen, so dass wir das ganze Wochenende wirklich ergiebig nutzen konnten. Wir übernachteten relativ zentral in einem kleinen Backpacker, der allerdings nur kalte Duschen aufwies - was sich als wahre Wohltat herausstellte. Kaum in Iquitos angekommen erschlug einen eine Wand aus Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit. Man konnte quasi schwitzen ohne sich zu bewegen!

Mit einem der 17.000 Motocaros (Motorrad-Rikshas) liessen wir uns als Erstes zum Mercado Central bringen, um ein paar Kleinigkeiten zu Essen einzukaufen. Minibananen neben Hähncheninnereien neben Schnürsenkeln und Schmuckhändlern. Eben ein typischer Markt.


Nach einer kurzen Stärkung brausten wir weiter zum Hafen Bellavista, um von dort aus per Boot nach Bella Cocha zu fahren. Die Menschen am Hafen erwiesen sich als, wie immer ungewohnt für uns Deutsche und somit Freunde des kühlen Naturells, sehr hilfsbereit und naja, aufdringlich eben. Nach kurzer Verhandlung und der ne-das-ist-mir-zu-teuer-ich-geh-jetzt-weg-Masche, konnten wir dann doch einen Fischermann finden, der uns für eine Handvoll Soles zur gewünschten Schmetterlingsfarm brachte.
Unsere erste Fahrt auf dem Amazonas!

Die Mariposaria, Pilpintuwasi, wurde vor einigen Jahre von einer Österreicherin und einem Deutschen gegründet, um Schmetterlinge aufzuziehen und Tierwaisen ein authentisches zu Hause zu geben. Florian und Zecke - den 2 Brüllaffen - nahmen uns lautstark in Empfang.

Chavo, der rotgesichtige Huacary, machte sogleich Anstalten auf meinen Rücken zu springen, was ich gerade noch mit einem Hechtsprung nach vorne vereiteln konnte. Anna wurde von einem kleinen Miniaffen in Beschlag genommen und jetzt konnte sich Chavo endlich auch mit Anna's Haaren künstlerisch betätigen. Wir bestaunten noch Lolita, die gefrässige Tapirlady und Rosa, die etwas zickige Ameisenbärin, die aber auch in erstaunlichem Tempo ameisenfreien Milchreis aufschlürfen konnte.

Sagt halloo zu den Wetterlaunen des Jungles. Ab November beginnt nämlich die Regenzeit. Ach was. Strahlende Sonne, grauer Himmel, schwarzer Himmel, kurze heftige Dusche (da waren wir gerade im Schmetterlingsgehege - natürlich nicht überdacht, aber das juckte unseren Guide überhaupt nicht) und dann wieder Sonne. Que loco!

Nach einem sehr nahrhaften Berg Arroz Chaufa beim heimischen Chinesen, konnten wir frisch gestärkt ein wenig sight-seeing betreiben. Am Plaza de Armas steht zum Beispiel die Casa de Fierro, ein von Gustave Eiffel gebautes Eisenhaus, welches im Zuge des Kautschukbooms 1890 von Paris nach Iquitos gebracht wurde. Die spinnen, die Peruaner.

Ein kleiner vorabendlicher Bummel durch die Artesania Lädchen im praktischen Pfahlbaustil. An der Höhe der Basthäuser kann man erkennen, wie hoch der Amazonas in der Regenzeit ansteigt. An diesem Abend wurden wir nicht alt, tranken noch ein kühles Erfrischungsdosengetränk und ab in die Koje.



Danke, dass es Ventilatoren gibt.


Für den nächsten Tag gönnten wir uns einen Tagesausflug in das Chullachaqui Camp in einem Seitenarm des Amazonas. Frühmorgens schipperten wir 2 Stunden lang flussabwärts mit einem Motorboot gen back-to-the-roots Erlebnis. Und kaum zu glauben: neben unserem Boot hüpften die einen oder anderen Delphinfamilien aus dem Wasser. Delphine im Amazonas. Hätte ich vorher nie für möglich gehalten. Ich hab nur die grauen gesehen, wobei unser Guide munkelte, er habe auch rosafarbene gesehen. Na da hab ich wohl immer in die falsche Richtung geguckt, was?

Vorbei an kleinen Dörfern, einheimischen Badenden und Fischerbooten erspähten wir sogar ein Faultier - hier oso perezoso -, welches in einem der Bäume festhing. Gut, dass ich meine Brille aufhatte.

Jetzt fing der Spass erst an. Unser Guide liess uns Gummistiefel anziehen und dann, nachdem wir uns kurz in der Lodge erholt hatten, ging es ab in den Wald. So richtig. Mit allem. Ich kam mir vor wie lebendiges Buffet für die Mosquitos. Ich glaube, die lachen da über Autan. Innerhalb weniger Minuten hatte ich den ganzen Rücken zerstochen und Anna hatte sich sogar von einer fiesen Baumameise beissen lassen, die erst auf sie gesprungen ist, nachdem unser Guide netterweise den Baum mit ihrem Nest gerüttelt hat. Ich weiss ja nicht, ob die für sowas extra bezahlt werden.
Nach diversen Verirrungen, mit der Machete freigeschlagenen Schneisen, Flora und Fauna live und noch mehr Mosquitos, vernahmen wir endlich wieder Geräusche von Zivilisation.

Die Zeit bis zum Essen verbrachte ich damit die Tiere des Camps zu piesaken. Paco, der Lori, erwies sich als äusserst dankbares Opfer.
Dafür, dass ich ihn diverse Male in den Rücken gepoked habe, teilte ich auch meinen Tee mit ihn. Nett, oder?

Und jetzt Anna.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

laß mich Arzt ich bin durch ...
oder so
vielen Dank Euch beiden für Euren Blog, der mich immer vom allerfeinsten beim Lernen unterhalten hat!